Die öffentliche Schule Thomas Jefferson in Rio Grande

Tag der Freundschaft Costa Rica –Schweiz an der Schule Thomas Jefferson in Rio Grande

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Bücher für die Schule Thomas Jefferson

 

Im vergangenen Januar haben wir letztmals über die öffentliche Schule Thomas Jefferson in Rio Grande, deren sehr engagierten Direktorin Odette Castillo, die äusserst engagierte Lehrerschaft und die noch vielen Bedürfnisse der Schule berichtet.

 

Anlässlich einer Besprechung mit der Direktorin erfuhren wir, dass auch Schulbücher fehlen würden. Diese sind zwar vom Bildungsministerium (MEP) vorgeschrieben, werden von diesem jedoch nicht abgegeben. Die Bücher müssen von den Eltern der Schüler gekauft werden. Gemäss Aussage der Direktorin wären aber nur fünf (!) Familien in der Lage, diese Schulbücher kaufen zu können. Das kommt daher, dass besser gestellte Familien ihre Kinder in Privatschulen unterrichten lassen. Somit besuchen fast ausschliesslich Kinder aus armen Haushalten die öffentlichen Schulen. Und so fehlt halt das Geld für die Beschaffung der notwendigen Bücher. Die Schule behilft sich mit Fotokopien des Lehrstoffes, was wir als unhaltbar und nicht gerade umweltfreundlich hielten.

 

Nach einer kurzen Besprechung im „stillen Kämmerchen“, wo wir alle angemeldeten Bedürfnisse der Schule nochmals durchdiskutierten, kamen wir zum Schluss, dass die Beschaffung der Spanisch- und Mathematikbücher am dringlichsten sei. Via der ehemaligen Hochschulprofessorin und Supervisorin Xinia Murillo kamen wir in Kontakt mit dem Hersteller dieser Bücher. Wir konnten mit ihm einen satten Rabatt von 40% aushandeln. Somit bestellten wir insgesamt 341 Schulbücher, welche vom Firmeninhaber persönlich zu uns nach Hause gebracht wurden. Auch er war sehr angetan von unseren Projekten.

 

Noch am selben Nachmittag übergaben wir die Bücher der Schule. Es war wiederum ein sehr bewegender Moment, als die Schüler die Bücher ausluden und im Lehrerzimmer deponierten, nicht ohne einen Teil davon zuerst für ein Gruppenbild auf den Stufen des Pausenplatzes zu platzieren. Besonders bewegt hat uns, dass sehr viele der Kinder uns ganz spontan persönlich gedankt und teilweise sogar umarmt haben.    


Weitere Neuigkeiten

 

Die Schule Thomas Jefferson war für uns die erste gut funktionierende öffentliche Schule, welche wir in Costa Rica angetroffen haben. Zu verdanken ist das hauptsächlich der sehr engagierten Direktorin und den sehr motivierten Lehrerinnen. Die Schule für 300 Schülerinnen und Schüler der Grundschule wurde kürzlich renoviert und erweitert. Dies nur auf dauerhaften und jahrelangen Druck der Direktorin hin. Wir wissen, wie schwierig es ist, vom Bildungsministerium MEP Beträge für irgendwelche Zwecke zu erhalten. In ganz Costa Rica grassiert die Korruption, so natürlich auch im MEP.

 

Die Zustände in der Schule Thomas Jefferson sind nach wie vor prekär. Die Lehrerinnen arbeiten von 7.00 Uhr bis 17.40 Uhr mit nur 10 Minuten Pause am Mittag. Dies deshalb, weil nach wie vor Platz fehlt und die Klassen gemäss Vorschrift des MEP erst ab 36 Schülern in zwei Gruppen aufgeteilt werden dürfen. Verhältnisse, wie sie in der Schweiz oder in Deutschland nicht vorstellbar wären. Zudem fehlt es der Schule an allen Ecken und Enden an Schulmaterial. So gibt es zum Beispiel nur eine Schachtel Farbstifte pro Klasse. Die Liste liesse sich beliebig weiterführen.

 

Pro Tico konnte zusammen mit einer Spenderin der Schule zu etwas Material verhelfen. Daraufhin hat die Direktorin ganz spontan das Jahr 2016 zum „Jahr der Freundschaft Costa Rica – Schweiz“ erklärt. 2015 war das „Jahr der Freundschaft Costa Rica – USA“. Grundlage dieser Freundschaftsjahre ist die Teilnahme der Schule Thomas Jefferson an einem Projekt der UNESCO. Für uns ist es eine Ehre, den Schülerinnen und Schülern 2016 die Schweiz etwas näher bringen zu dürfen. Andererseits werden auch wir die Gemeinde besser kennenlernen, weil wir zu verschiedenen Anlässen eingeladen werden und so auch in Kontakt mit den Politikern kommen werden. Wir hoffen, auch da etwas bewegen zu können. Die Schweizer Botschaft in San José hat uns bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Zusammen mit der Direktorin der Schule haben wir die dringendsten Bedürfnisse abgeklärt und sind zu folgenden Projekten der Schulleitung gekommen, von welchen wir aber lediglich einen Bruchteil realisieren werden können:

 

  • Das Ministerium für Umwelt und Energie MINEA hat der Schule Holz für den Bau von Büchergestellen für die Bibliothek geschenkt. Zwar gibt das MEP eine Liste für die Anschaffung von Büchern heraus, hat dafür aber kein Geld. Der durchschnittliche Preis für die Bücher der Schulbibliothek beträgt 10 US-Dollar das Stück. Wir geben immer die Preise in US-Dollar an, sozusagen der zweiten Landeswährung.
  • Beim Erweiterungsbau wurde auch der Pausenplatz neu gestaltet. Für Tische und Bänke war jedoch kein Geld mehr vorhanden. Die Schulleitung wünscht sich nun Tische und Bänke aus Recycling-Kunststoff, was auch wieder bezüglich Umweltschutzschulung dem UNESCO-Projekt entsprechen würde. Ein Tisch für 8 Kinder kostet mit Bänken rund 500 USD.
  • In der neuen Mensa wurden wieder die alten Plastiktische und -Stühle aufgestellt. Die Tische sind schon sehr alt und sehr schwer zu reinigen, was auf Kosten der Hygiene geht. Es würden 4 Chromstahltische für je 10 Kinder benötigt. Ein Tisch kostet ca. 600 USD.
  • Es fehlt auch an Sportgeräten für den Turnunterricht. Selbst für neue Netze für die kleinen Fussballtore auf dem Sportplatz fehlt das Geld.
  • In einem bestehenden Abstellraum könnte ein Raum fürs Zeichnen, Malen und Gestalten eingerichtet werden. Dazu bräuchte es bauliche Anpassungen, Möbel, Zeichen- und Malutensilien sowie diverses Material. Sie erinnern sich: Heute gibt es lediglich eine Schachtel Farbstifte pro Klasse.
  • Bis vor sieben Jahren hatte die Schule das beste Jugendmusikkorps im ganzen Kanton Atenas. Das Geld für die längst fällige Beschaffung neuer Instrumente war aber nicht aufzutreiben und somit musste die Jugendmusik aufgelöst werden. Die Schulleitung möchte nun einen Neustart und sucht rund 5‘000 USD für 20 neue Instrumente. Die Uniformen würden von den Eltern genäht.
  • Wie oben erwähnt ist das Umweltschutzprogramm auch Teil des UNESCO-Projektes. Schulleitung und Lehrerinnen engagieren sich sehr, die Kinder für den Umweltschutz zu begeistern. Zurzeit sind Abfalltrennung und Recycling die Hauptthemen. Die Kinder haben in den Klassenzimmern jeweils vier Schachteln aufgestellt und trennen so ihren Abfall. Sehr wünschenswert wäre die Anschaffung einer überdachten Sammelstelle mit vier kippbaren Kübeln. Für die Umsetzung des Umweltschutzes gibt es maximal 5 Sterne, wobei die Schule Thomas Jefferson erst bei deren 2 angekommen ist. Selbstverständlich wollen Schüler und Lehrerinnen möglichst das Maximum erreichen.
  • Der Schule fehlen auch ein mindestens 50 Zoll grosser Flachbildschirm und ein neuer Computer für den Unterricht mittels Multimedia. Vielleicht gibt es hier jedoch bessere und günstigere Möglichkeiten.

 

Wie schon weiter oben gesagt, sind wir uns bewusst, dass wir nur einen Bruchteil der Projekte unterstützen können. Zwar werden wir weiterhin das Schwergewicht auf die Ermöglichung des Schulbesuchs von Kindern aus armen Verhältnissen legen, haben aber erkannt, dass auch die Schulen private Unterstützung benötigen, um möglichst gut funktionieren zu können.

 

Es ist wichtig zu wissen, dass ausschliesslich Freiwillige für Pro Tico arbeiten. Weil wir selbst vor Ort sind kaufen wir auch in der Region ein. Und wenn Spender Sachen aus Europa sponsern, bringen sie diese bei einem Besuch Costa Ricas persönlich mit oder versenden sie auf eigene Kosten. Wichtig ist auch, dass wir niemals Geld auszahlen. Wir kaufen alles persönlich ein oder beauftragen eine freiwillige Mitarbeiterin damit. Unsere Unkosten sind somit sehr tief und beinahe die gesamten gespendeten Gelder fliessen in die Projekte. Der Grossteil der Unkosten grösserer Hilfswerke besteht aus Löhnen, Mieten, Inventar und Transporten. Das alles fällt bei uns weg.    


Die öffentliche Schule Thomas Jefferson in Rio Grande

 

Schon oft mussten wir über Schulen in schlechtem Zustand informieren. Wir berichteten über undichte Dächer, ja sogar unbenutzbare Gebäude, fehlende Möblierung, gesundheitsgefährdende sanitäre Anlagen, geschlossene Mensen usw. 

 

Umso mehr freut es uns, über die mustergültig geführte öffentliche Schule Thomas Jefferson schreiben zu dürfen. Sie befindet sich in Rio Grande und ist mit 300 Schülerinnen und Schülern die zweitgrösste Schule im Kanton Atenas. Es werden drei Altersstufen unterrichtet: Kindergarten, 1. bis 3. sowie 4. bis 6. Klasse. Die Anzahl der Schüler ist für die vorhandenen Unterrichtsräume viel zu gross und der Unterricht muss in Klassen von bis zu 35 Schülern und in zwei Schichten erfolgen. Zudem mussten die notwendigen 28 Lektionen auf deren 22 reduziert werden. Die Lehrerinnen geben also durchgehend Unterricht von 07.00 bis 17.00 Uhr und sind chronisch überarbeitet, weil neben den Unterrichtsstunden viel Zeit für die komplizierte Administration aufgewendet werden muss. Ausserdem müssen ja noch Prüfungen korrigiert und Lektionen vorbereitet werden.

 

Nun fragen Sie sich sicher, warum wir angesichts dieser schlechten Verhältnisse von einer mustergültig geführten Schule sprechen. Die Antwort ist einfach: Es ist das unglaubliche Engagement der Direktorin, Frau Odette Castillo Rojas, des Schulrates und der gesamten Lehrerschaft. Der Schulrat besteht aus fünf Mitgliedern, Väter und Mütter von aktuellen Schülern, welche von der Schulleitung vorgeschlagen und von der Gemeindeverwaltung jeweils für drei Jahre bestimmt werden. Die Direktorin lässt sich jeweils von den Lehrerinnen (in Rio Grande unterrichten zurzeit ausschliesslich Frauen) beraten. Sie schlägt nur Ratsmitglieder vor, die sich bereits freiwillig für die Schule engagieren. Denn die Zusammenarbeit von Direktorin und Schulrat ist eminent wichtig.

Die Direktorin kann beim Bildungsministerium (MEP) Anträge stellen und muss diese dort auch durchsetzen. Werden die Anträge bewilligt, ist ausschliesslich der Schulrat für die korrekte Verwendung der vom MEP zur Verfügung gestellten Mittel verantwortlich.

 

Frau Direktorin Odette Castillo Rojas hat beim MEP erstens die Renovation des gesamten Schulhauses durchgesetzt und zweitens, nach dem Abschluss der Erneuerungsarbeiten, den Erweiterungsbau, welcher wie oben beschrieben dringend notwendig ist, bewilligt bekommen. Die Bauarbeiten sind bereits weit fortgeschritten. Nach Bezug des Anbaus wird ein vernünftiger Unterricht möglich sein. Die Direktorin erklärt, dass es sehr viel Einsatz und Kraft gekostet habe, diese Ziele zu erreichen, aber der Erfolg der Bemühungen und die Aussicht auf einen vernünftigen Schulbetrieb entschädige sie mehr als genug.

 

Auch in anderer Hinsicht ist die Schule vorbildlich. Zum Beispiel wird für die 8 bis 15 ärmsten Kinder (Schnitt der vergangenen Jahre) auch während der Schulferien und sogar während dem einmonatigen Lehrerstreik im vergangenen Jahr gekocht, damit diese Kinder wenigstens eine ausreichende Mahlzeit pro Tag erhalten. Und fällt die Köchin aus oder hat ihren freien Tag, steht die Direktorin persönlich in der Küche. Zwar schreibt das MEP vor, dass für die Ärmsten auch während der Schulferien täglich eine Mahlzeit zur Verfügung gestellt werden muss, aber die meisten Schulen halten sich, wie wir festgestellt haben, nicht daran. Das MEP führt diesbezüglich offensichtlich auch keine oder ungenügende Kontrollen durch.

 

Seit Beginn dieses Schuljahres müssen die Schulen die Lebensmittel von der CNP (Consejo Nacional de Producción) beziehen. Das ist jedoch viel zu teuer und funktioniert in weiten Teilen des Landes nicht. Im Kanton Atenas dürfen jedoch 22 von 23 Schulen bei Coopeatenas, ursprünglich eine Genossenschaft für kleine und mittlere Kaffeeproduzenten, heute ein kleiner lokaler Konzern mit Supermarkt, Ferreteria, Autowerkstatt und Tankstelle, zu günstigen Konditionen einkaufen. Das ermöglicht eine reichhaltige und abwechslungsreiche Ernährung. Zwei- bis dreimal gibt es Fleisch und einmal in vierzehn Tagen Fisch, zumindest in Rio Grande. Weiter werden vom gesamten Lehrkörper mit viel Herzblut Themen über Umweltschutz und Recycling behandelt. Das wären in diesem Jahr zwar Pflichtfächer, werden aber nirgends sonst mit so viel Einsatz und noch mehr Ideen behandelt. Zum Beispiel werden PET-Flaschen aufgeschnitten und daraus bemalte Blumentöpfe und -vasen gemacht. Oder grosse Steine mit Blumen bemalt und zu Hause in den Garten gelegt, weil das Trinkwasser im Kanton Atenas oft knapp und deshalb zu schade zum Blumengiessen ist. Es könnten noch viele Beispiele aufgezählt werden.

 

Nicht ohne Stolz wurde erwähnt, dass die Volleyballmannschaft der Knaben dieses Schulhauses soeben in ihrer Altersklasse mittelamerikanische Meister wurde. Zwar erreichten sie in diesem Jahr an der nationalen Meisterschaft „nur“ Platz zwei, waren aber in den vorherigen Jahren Landesmeister. Einige frühere Spieler spielen heute in der Nationalmannschaft. Woher kommt der Erfolg? Auf der einen Seite sind natürlich die volleyballverrückten Buben und Mädchen, andererseits fehlt der Schule das Geld für einen Sportlehrer oder gar Volleyballtrainer, ohne den kein derartiger Erfolg möglich ist. Nun müssen die Eltern pro Kind und Monat 3‘000 Colones für den Trainer bezahlen und stellen damit sicher, dass zumindest die Weichen für weitere Erfolge gestellt sind.  Selbstverständlich sind die Kinder auch sinnvoll beschäftigt und lauern nicht auf der Strasse herum.

 

Was hat nun Pro Tico mit dieser Schule zu tun? Der erste Kontakt mit der Direktorin war eher zufällig. Christine Marchand, Mitarbeiterin des Justiz- und Polizeidepartementes von Basel-Stadt und Abonnentin von TICO, verbringt ihren Urlaub jedes Jahr bei ihrem Bruder, welcher vor einigen Jahren nach Costa Rica ausgewandert ist. Dieses Jahr brachte sie Schulmaterial, das sie in der Schweiz gesammelt hat, mit und bat uns, dies doch einer Schule zu übergeben. So vereinbarten wir einen Termin mit Frau Direktorin und nahmen selbstverständlich die Spenderin Christine Marchand mit. Mit Freude wurden die Geschenke entgegengenommen und es entwickelte sich ein sehr gutes Gespräch. So erfuhren wir viel über diese Schule und spürten das Engagement der Lehrerschaft  förmlich. Die Direktorin erzählte uns, dass vor kurzem ein Junge barfuss zur Schule kam  und sie ihm erklären musste, dass das nicht gehe, weil die Schuhe Bestandteil der Uniform seien, worauf der Kleine am nächsten Tag mit kaputten Sandalen antrabte und erklärte, dass dies die einzigen noch brauchbaren Schuhe seien, die er besitze. Frau Castillo Rojas ging daraufhin am nächsten Sonntag mit dem Jungen auf ihre Kosten Schuhe kaufen.

 

Wir erklärten der Direktorin, dass unser Verein Pro Tico genau in solchen Fällen ebenfalls helfen könne. Daraufhin erklärte sie, dass ihre Schule an einem Projekt der UNESCO beteiligt sei und in diesem Zusammenhang jedes Jahr ein befreundetes Land – in diesem Jahr die USA – kennenlernen soll und äusserte den Wunsch, dass dies im nächsten Jahr die Schweiz sein soll. Weil es sich um gegenseitiges Kennenlernen handelt, die Schule uns sehr sympathisch ist und wir unser Beziehungsnetz erweitern sowie unseren Bekanntheitsgrad erhöhen können, haben wir zugesagt. Nach weiteren Sitzungen war klar, dass unsere Entscheidung aus dem hohlen Bauch heraus richtig war. Auf diese Weise werden wir mit Sicherheit noch mit anderen Schulen in direkten Kontakt treten und so unser primäres Ziel, den ärmsten Kindern im Land den Schulbesuch zu ermöglichen respektive zu sichern, am schnellsten erreichen.

 

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